Schweizer Weinbau
Schweizer Spitzenwein hat Charakter. Ist Bodenständig. Zeigt Finesse.
Die Vielfalt der Schweizer Sortenvielfalt und Bodenbeschaffenheit
Die Schweizer Weinlandschaft ist wie seine Landschaft und sein Volk. Sehr vielfältig und sehr typenreich. Mit knapp 15‘000 ha Rebfläche, werden in sechs Weinbauregionen (Deutschschweiz, Wallis, Tessin, Waadt, Genf und Drei-See-Region) über 200 Rebsorten angebaut.
Die unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten von Kalk über Schiefer und Gneiss, das Regionen spezifische Klima von trocken heiss bis feucht kühl, gewährt der Schweiz eine interessante Sortenvielfalt. Während im Tessin dank des sonnenreichen, warmen Klimas der Merlot der Vorreiter ist, strotzt der Pinot Noir in der Bündner Herrschaft. Im Lavaux gedeihen die weissen Traubensorten wie Chasselas, Chardonnay, Sauvignon Blanc prächtig und im Wallis wiederum fühlen sich autochthone Trauben wie der Syrah, Cornalin, Petite Arvine und Amigne rundum heimisch.
Doch worin liegt der Qualitäts-Unterschied?
Jeder Wein hat seine eigene Geschichte über seine Herkunft, das Klima, die Rebsorte und die Winzerin/Winzer die ihn vom Weinberg bis in die Flasche begleiten. Nicht nur die Traubensorte ist ausschlaggebend, sondern der Produzent! In einem Mosaik von Terroirs in bester Vielfalt gilt es die ideale Traubensorte für die jeweilige Bodenbeschaffenheit zu pflanzen. Rebstöcke und Trauben wollen nur eines: artgerecht und naturbelassen gehegt und gepflegt werden um all ihre Aromen-Pracht zu entfalten. Spitzenwinzer entfernen überschüssige Trauben zugunsten der gesunden Reifung des weiterbestehenden Traubenguts. Vor der Weinlese werden unreife Trauben aussortiert. Es geht bei den Top-Winzern nicht um Quantität, sondern um das perfekte Traubengut, die Basis für einen Wein der Freude beschert. Es wird weise abgewartet um mit der Weinlese just im richtigen Moment zu beginnen, die den Winzern mit wohlschmeckenden, reifen Trauben belohnen. Bei der Weinbereitung selbst ist ein Minimum an Intervention gefragt. Qualität verpönt chemische und fremde Komponente und Einwirkungen. Der Wein soll seine einmalige Typizität entfalten können.
Geschichte
Der Reb- und Weinbau in der Schweiz hat eine lange Tradition. Älteste Zeugnisse werden auf das Jahr 800 vor Christus datiert. Römische Siedler bringen neue Sorten und Keltertechniken ins Land. Die Barbaren verwüsteten bei ihren Invasionen die Weinberge und der Weinbau erlebte erst mit der Christianisierung eine Renaissance.
Im 6. Jahrhundert gründeten Mönche der Augustiner-Chorherren aus dem Burgund das Kloster St. Maurice im Kanton Wallis und kultivierten Rebberge. Mitte des 8. Jahrhunderts entstanden erste Rebberge im Churer Rheintal und am Bodensee. Wie im übrigen Europa wurde der Weinbau im Mittelalter maßgebend von den Zisterziensern beeinflusst. Diese gründeten das Kloster Dézaley und legten ab dem Jahr 1141 die ersten imposanten terrassierten Weinberge im Lavaux, die einige Landstriche bis heute prägen, und ihr Bedarf an Wein (nicht nur) für die Heilige Messe sichert die Existenz des Weinbaus. Im Mittelalter war der Wein das Alltagsgetränk schlechthin und wurde zu einem wichtigen Nahrungsmittel, da er erstens notwendige Kalorien lieferte und erst noch wesentlich sauberer war als das oft verseuchte Wasser. So stieg die Nachfrage stetig und zahlreiche private Besitzer begannen ebenfalls Weinbau zu betreiben und Wein zu verkaufen. Nach der Reblauskrise in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verminderte sich die Schweizer Rebfläche innerhalb von nur 70 Jahren um 2/3 der Fläche. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges trat der Schweizer Weinbau in ein neues Zeitalter ein. Ein anhaltend hoher Konsum und Entwicklung von Kultivierungsmethoden. Dies alles führte zu einer Spirale des „Immer-mehr-Produzierens“ und ab den 60er Jahren zu Importbeschränkungen für Wein. 1991 legten die Kantone Erntelimiten und minimale qualitative Bedingungen (Mindestzuckergehalt) fest.